Der Heilige Weg von Wien nach Mariazell – Eine vertikale Reise eines RAI-Journalisten

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Anlässlich des vom Vatikan ausgerufenen Heiligen Jahres 2025 widmet das italienische Fernsehen RAI dem thematischen Schwerpunkt „Pilger der Hoffnung“ eine besondere Dokumentation über den europäischen Pilgerweg ROMEA STRATA.

Diese traditionsreiche Route führt von Tallinn in Estland bis nach Rom und verläuft in Österreich unter anderem über den geschichtsträchtigen  Wallfahrtsweg VIA SACRA – von Wien über die bedeutenden Zisterzienserklöster Heiligenkreuz und Lilienfeld bis hin zum
spirituellen Ziel Mariazell.

Um die kulturellen Schätze und die spirituelle Tiefe dieses Weges zu erfassen, begab sich der italienische Journalist Andrea Romoli auf eine eindrucksvolle Pilgerreise quer durch Europa. Nach Stationen in den baltischen Staaten, Polen und Tschechien erreichte er am 14. April die österreichische Hauptstadt Wien.

Auf dem Weg in die Voralpen machte er Halt im ehrwürdigen Stift  Heiligenkreuz, wo er nicht nur den kunsthistorisch bedeutsamen Kreuzgang und die barocke Stiftskirche besichtigte, sondern auch einen berührenden Moment geistlicher Einkehr erlebte: Er durfte dem feierlichen Chorgesang der Mönche beiwohnen, der die besondere Atmosphäre des Heiligen Jahres auf eindrucksvolle Weise widerspiegelte. Im Anschluss führte er ein Interview mit Pater Anastasius, der über die Bedeutung des Pilgerns im 21. Jahrhundert und über die spirituelle Kraft der Musik im monastischen Leben sprach. Besonders eindrucksvoll waren auch die österlichen Klänge vom Carillon (Turmglockenspiel), die an diesem Tag durch den Stiftshof hallten und den jahrhundertealten Ort mit lebendiger Gegenwart erfüllten.

Weiter führte ihn sein Weg zum Stift Lilienfeld, einem weiteren Juwel der
Zisterziensertradition. Hier traf er Abt Pius im Kreuzgang zu einem persönlichen Gespräch. Inmitten der stillen, von Jahrhunderten geprägten Architektur sprachen sie über die Bedeutung von Gastfreundschaft und geistiger Einkehr im klösterlichen Alltag. Der Konventgarten, in dem das Gespräch seinen Abschluss fand, bot einen würdigen Rahmen für die Reflexion über die Verbindung von Natur, Glauben und innerer Ruhe – zentrale Themen der Pilgerreise.

Am 15. April setzte Andrea Romoli seine Wanderung von Annaberg nach Mariazell fort – begleitet von Mitgliedern des Pilgervereins Via Sacra. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur berühmten Basilika und erlebten auf der letzten Etappe der VIA SACRA die einzigartige Mischung aus landschaftlicher Schönheit, spiritueller Tiefe und gelebter Gemeinschaft.

Lassen wir Andrea Romoli über seine Eindrücke zu Wort kommen: „Durch die österreichischen Alpen schlängelt sich ein Pilgerweg, der Spiritualität, Geschichte und atemberaubende Landschaften vereint: die Via Sacra, deren Weg von Annaberg nach Mariazell führt. Während ich diese Pfade beschreite, spürt mein Körper jeden einzelnen der Höhenmeter, die diesen anspruchsvollen Pilgerweg prägen – eine wahre „Bergtaufe“ nach den flachen Ebenen von Tallinn, wo „Erhebungen“ selten 20 Meter überschreiten.

Als ich schließlich Mariazell erreiche, den bedeutendsten Marienwallfahrtsort Österreichs, spüre ich große Erleichterung. Hermine Butter, die „Meisterin des Stempels“, setzt mit einem verständnisvollen Lächeln den Stempel in meine Pilgerurkunde – sie weiß, was es bedeutet, bis hierher zu kommen.

Am Abend widme ich mich in der Stille des Gasthofs einem kleinen Ritual der Selbstfürsorge: Ich wasche meine Socken des Tages von Hand – eine Geste, die sich auf dieser Reise unzählige Male wiederholt hat. Während ich die feuchten Socken aufhänge, lasse ich gedanklich die Menschen Revue passieren, denen ich unterwegs begegnet bin: Christa Englinger, die mich mit Erfahrung begleitet hat, Ernst Leitner, der mir die Geschichte der Romea Strata erzählte, Pater Anastasius aus dem Stift Heiligenkreuz und Abt Pius aus dem
Stift Lilienfeld – Hüter einer jahrhundertealten Tradition.

Während ich die regionalen Schlutzkrapfen genieße – ein wohlverdienter kulinarischer Trost – begreife ich, dass diese 666 Höhenmeter mehr als nur eine körperliche Herausforderung waren: Es war ein vertikaler Weg zu mir selbst, Schritt für Schritt, „gewaschene Socke für gewaschene Socke“, Begegnung für Begegnung. Und irgendwie fühle ich mich leichter – trotz
der Müdigkeit und der Höhe.“

Die ROMEA STRATA
war über Jahrhunderte eine bedeutende europäische Pilgerroute für Menschen, die von Osteuropa nach Rom pilgerten: Von der Ostsee kommend durchquerten sie Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik und Österreich, um bei Tarvis auf das Gebiet des heutigen Italiens zu kommen.
In Österreich verläuft die ROMEA STRATA auf bekannten Pilgerwegen: Von Drasenhofen bis Stockerau auf dem Jakobsweg Weinviertel, von Stockerau nach Wien auf dem Martinusweg Via Sancti Martini, durch Wien auf dem Jakobsweg Wien, von Wien nach Mariazell auf der Via Sacra bzw. dem Wiener Wallfahrerweg, von Mariazell nach St. Lambrecht auf dem Mariazeller
Gründerweg (in umgekehrter Richtung) und dann weiter auf dem Hemmaweg, dem Benediktweg und dem Kärntner Marienpilgerweg zur italienischen Grenze.
Noch bevor diese Route zu einem Pilgerweg wurde, nutzte man sie für verschiedene – auch kommerzielle – Zwecke: Auf diesem Weg wurden unter anderem Bernstein, Salz, Eisen und Seide transportiert. Der Durchzug von Menschen aus unterschiedlichen Ländern hat auch zur Entwicklung der lokalen Kulturen beigetragen. Heute begegnen wir auf der ROMEA STRATA vielfältiger Kunst und Architektur, die uns an vergangene Zeiten erinnert. 

Der europäische Verein Associazione Europea ROMEA STRATA (AERS) Die AERS wurde 2018 von Tourismus- und Regionsverbänden, Universitäten, Diözesen und Pilgervereinen aus Italien, der Tschechischen Republik und Österreich gegründet. Ziel des Vereins, der mittlerweile mehr als 50 institutionelle Mitglieder aus den sieben Partnerländern umfasst, ist es, die von Glauben und Kultur geprägte alte Pilgerstraße, von der Ostsee nach Rom wiederzubeleben. Pilgern, Wanderern und Kulturinteressierten soll über mehr als 4.500 Kilometer eine gut begehbare und attraktive Strecke quer durch Europa geboten werden. Gleichzeitig soll die Aufmerksamkeit auf das kulturelle Erbe entlang des Weges gelenkt und dabei die im Laufe der Jahrhunderte gezogenen Grenzen überwunden werden.


ROMEA STRATA in Österreich
Mitglieder des europäischen Vereines ROMEA STRATA sind in Österreich der Jakobsweg Weinviertel, die Via Sancti Martini, der Jakobsweg Wien, der Pilgerverein Via Sacra, die Wienerwald Tourismus GmbH, der Tourismusverband Traisen-Gölsental, die Stadtgemeinde Mariazell, Mariazeller Pilgerladen Hermine Butter, die Gemeinde Vordernberg sowie die
ARGE Pilgern in Kärnten, der Pilgerverein Benedikt-be-WEG-t, die Diözese Gurk und der Tourismusverband Mittelkärnten.
https://www.romeastrata.org/miliarium-austria/

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Kontakte und Rückfragen:
• Christa Englinger – Vizepräsidentin ROMEA STRATA, E: office@destinomondo.com
• Hannes Maier – Österreich-Koordinator ROMEA Strata, E: joh.maier@icloud.com,
T: +43 664 2800568
• Ernst Leitner – Pressekontakt ROMEA Strata Österreich,
E: ernst.leitner@gul.at, T: +43 676 5412340

Alle Bilder Abdruck honorarfrei